aus der Presse
Roxana Romahn übergibt Oliver von Schaewen ihre Abschlussarbeit. Foto: Werner Kuhnle
Inspirierende Lektüre für die Abschlussarbeit
06.05.2014Marbach Der Schillerkrimi „Räuberblut“ ist Gegenstand einer literaturwissenschaftlichen Arbeit geworden. Von Astrid Killinger
Damit hatte Oliver von Schaewen, Zeitungsredakteur und Buchautor, wohl nicht gerechnet. Für ihre Abschlussarbeit im Fach Deutsch an der Universität Stuttgart hat sich die angehende Lehrerin Roxana Romahn eines seiner Bücher ausgewählt. Im Krimi-Remake „Räuberblut“ hat sie so genannte intertextuelle Bezüge untersucht. „Ich bin gespannt, wie die Wissenschaft mit meinem kreativen Zugang zu Schiller umgeht“, sagte der Autor, als die Uniabsolventin ihm ihre mit der Note zwei bewertete Staatsexamensarbeit überreichte. „Vielen Dank für die inspirierende Lektüre“, hat sie in die Widmung geschrieben.
Krimis sind eigentlich nicht die Hauptlektüre von Roxana Romahn, denn sie liebt die deutschen Klassiker. Davon möchte die Marbacherin, die seit Januar als Referendarin am Friedrich Schiller- Gymnasium die Fächer Deutsch und Geschichte unterrichtet, möglichst viel an ihre Schüler weitergeben. Allerdings ist ihr klar, dass Jugendliche heute nicht so leicht Zugang zu Goethe, Kafka und Co. finden. Eine „Popularisierung“ von Schiller beispielsweise mittels einer Krimireihe gefällt ihr daher. Abgesehen davon findet es Romahn – bei aller Klassikerliebe – nicht in Ordnung, dass die unterhaltsame, leichte Belletristik von der Germanistik stiefmütterlich behandelt werde. „Ich sehe nicht ein, dass sich die Wissenschaft nur deswegen mit gewissen Büchern nicht beschäftigt, weil viele sie gerne lesen“, spitzt die temperamentvolle 27-Jährige ihre Aussage zu.
Diese Überzeugung sowie ihre „Schilleraffinität“ und ein besonderes Leseerlebnis spielten bereits zuvor in ihrem Studium eine Rolle. In von Schaewens erstem Krimi, „Schillerhöhe“, glaubte sie in einer der Figuren ihren Vater zu erkennen. Sie machte dieses Buch zur Grundlage einer Seminararbeit über Schlüsselromane.
In der Abschlussarbeit geht es um Intertextualität, also um Bezüge zwischen unterschiedlichen Texten. Sie untersuchte die Verwebungen von Schillers Drama „Die Räuber“ und der Krimiadaption „Räuberblut“. Es geht um Stufen der Deutlichkeit und Bewusstheit von Referenzen, um Schnittmengen, Verfremdungen, „reused figures“, wieder verwendete Figuren, und einiges mehr. Dabei zeigt Romahn auch auf, wie der Autor über seine Figur Corinne Lennert „die schillerschen Kerngedanken . . . direkt an den eigentlichen Handlungsstrang“ anbindet. Dadurch, dass er Lennert in einer parallelen Nebenhandlung Schillers Stück lesen und kommentieren lässt, wird dies Romahn zufolge einem breiten Publikum (wieder) zugänglich. Dem Autor gelinge es, sowohl das Vorwissen der einen zu aktivieren als auch die anderen Rückschlüsse ziehen zu lassen. Für kenntnisarme Leser schaffe er „eine Art Wohlfühlzone“. Romahn sieht mit „Räuberblut“ die Aufmerksamkeit wieder auf Schillers OEuvre gelenkt.
Diese Beobachtung dürfte von Schaewen gefallen. Teilweise habe er sein Buch unter dem Aspekt geschrieben, dass Schiller immer noch etwas zu sagen habe, etwa in puncto Freiheitsverständnis, Erziehung, Humanität. Er stehe in dieser Tradition.
Dies wird auch im dritten Schiller-Krimi zu untersuchen oder zumindest indirekt zu lesen sein. Das Buch soll noch in diesem Jahr erscheinen.
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